Künstler Lasse Schmidt Hansen
Titel
Aktualisiertes
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Lasse Schmidt Hansen arbeitet mit den Ungenauigkeiten, die die Übereinstimmung von Plan und Realisierung verhindern. Diese Ungenauigkeiten liegen im Plan selbst ebenso wie im Material seiner Realisierung. Die absolute Form, die in jeder Konstruktion gesucht wird, in der Architektur die Stabilität des Baus und im Ausstellungsraum die Idealität der Ausstellungssituation gewährleisten soll, existiert nur als Vorstellung. Doch was bestimmt den Umgang in die Realität: ihr Ideal oder ihre Verwirklichung?

Sowohl in der Architektur selbst, als auch in der Kunst wurden diese Probleme immer wieder angegangen. Zunächst von Bauhaus Imaginaire und Brutalism in der Architektur, und seit den 1960ern dann auch mit der Institutionskritik innerhalb der Kunst. Beide haben aus den Unschärfen, und mehr noch aus den ideologischen Prämissen ihrer Vereinheitlichung, eigene Produktionsfelder entwickelt. Was in der Architektur zur Flexibilisierung und gleichzeitig zur sich steigernder Künstlichkeit des Materials führte, brachte im Feld der Kunst das unablässige Thematisieren der Kunsträume. Während politische Produzenten, wie die Situationistische Internationale (, deren Mitglied Constant das Bauhaus Imaginaire gründete,) die Perfektion der Räume an sich, und mit ihr den eingezäumten Bereich der Kunst, verwarfen, kreiste die Institutionskritik in der Kunst in vielen Fällen in immer weiteren kritischen Zirkeln um das Problem der Ausstellbarkeit künstlerischer Praxis.

Die Gegenüberstellung von Kunst vs. Institution ist hierbei nicht Schmidt Hansens Ziel. Vielmehr geht es ihm um die Ausstellbarkeit des Raums selbst, der kaum noch verändert werden muss um schon zum Statement gegen sich selbst zu werden. Die Widersprüche liegen an der Oberfläche. Schmidt-Hansen verfährt mit seinen Bezügen und Fragestellungen lose. Für ihn ist die Ungenauigkeit ein stetig wiederkehrendes Phänomen, mit dem er hier in der Talstrasse 17 den verkrümmten Raum neu vermisst. Ein Teppich wird ausgelegt, der nicht, wie üblich, im Raum selbst nach dessen faktischen Massen zugeschnitten wird, sondern zuvor, nach seinem Grundriss. Schmidt Hansen bezieht sich in seiner Aktualisierung in der Talstrasse auf frühe Arbeiten Michael Ashers, dessen Rekonstruktionen von Ausstellungsräumen, ihre Erweiterung und Radikalisierung ähnlich verfahren war. Doch im Gegensatz zu Schmidt Hansen hatte Asher Ausstellungsarchitekuren vor sich, Räume deren Leere selbst in den Vordergrund trat. Schmidt Hansen leert den Raum jedoch nicht aus, sondern füllt ihn. Er lässt den Grundriss gegen die realen Raummasse antreten.

Aus Schmidt Hansens Projekt folgt eine Debatte, die zwischen ihm und den Initiatorinnen des Raumes begann und im Workshop fortgesetzt werden soll. Es geht um den Begriff der Aktualisierung selbst, um die Frage nach seiner Gültigkeit, seiner Ausdehnbarkeit und Verflüssigung. Wird er immanent verwendet, richtete er sich nurmehr auf ein Fragment (,in Schmidt-Hansens Arbeit auf den Raum in der Talstrasse,) versandet er in der Immanenz und verliert das gesellschaftliche Potential, dass zwischen dem Aktualisierten und seiner Aktualisierung hergestellt werden soll. Ähnliche Probleme tauchen in der institutionskritischen Kunst auf: bezieht sie sich nurmehr auf sich selbst, ist ihre Wirkung nicht mehr als Selbstberuhigung. Diese Probleme und Differenzen sollen in einem Workshop, der die Grenzen der institutionskritischen Praxis angegangen werden.